Der Preis: Am Tischlein sitzen, vom Tellerlein essen und im Bettlein liegen.

triangle
in den rachen werfen

Prinzessin

Sie werden es schon bemerkt haben. Auf der Homepage spielt eine Prinzessin die Hauptrolle und ein Frosch hat eine undankbare Nebenrolle. Prinzessin und Frosch aus dem Märchen "Der Froschkönig" nutze ich gerne als Sinnbilder für die Angehörige und den Suchtkranken. Diese Idee stammt von dem Psychologen und Theologen Hans Jellouschek, der unter Nutzung des Märchens abhängige Beziehungen analysiert hat: Ich liebe dich, weil ich dich brauche (1985). Sehr aufschlussreich sind hierzu ferner die Ausführungen der Psychologin Monika Rennert (1989, S. 200-205).

Die Illustrationen Prinzessin & Frosch dieser Homepage sind durch die Interpretationen des Märchens angeregt und stammen von der jungen Künstlerin und Psychologiestudentin Sina Gruber nach Motiven aus meinem Ratgeber "Ich will mein Leben zurück!"

Einer Prinzessin fällt ihr Lieblingsspielzeug, eine Goldkugel, in einen Brunnen. Ein sprechender Frosch hilft ihr, die Kugel zu bergen, aber er hat Bedingungen: am Tischlein sitzen, vom Tellerlein essen und im Bettlein liegen. Die Prinzessin, froh das Spielzeug zurückzuhaben, vergisst den Frosch und sucht das Weite. Der Frosch jedoch folgt ihr ins Schloss und verpetzt sie beim Vater. Dieser reagiert pädagogisch streng: Was du versprichst, musst du auch halten. Anfangs fügt sich die Prinzessin dem Wort des Vaters. Als aber der nasse Frosch schließlich mit ins Bett will, schmeißt die Prinzessin ihn voller Wut und Abscheu an die Wand. Der Wandklatscher befreit den armen, verwunschenen Frosch von seinem Fluch und er wird zum Königssohn. Happy End.

Co-abhängige Satire: Ein Mädchen sieht einen Frosch am Wegrand hocken. In Kenntnis des Märchens vom Froschkönig denkt sie sich, dass der Frosch ein verwunschener Königssohn sei. Sie nimmt den Frosch und küsst ihn voller Hoffnung - und wird selbst zum Frosch.

Skulptur des Froschkönigs vor dem Landesmuseum in Detmold, mit herzlichen Dank an Frau Dr. Hengstenberg für das Foto

Der Frosch in der süchtigen Rolle: Die Kugel aus dem Brunnen zu holen, ist für ihn ein Leichtes. Er gibt also wenig, will aber alles dafür haben: Becherlein, Tellerlein, Bettlein. Grenzsetzungen akzeptiert er nicht und er manipuliert, um seine unverschämten Forderungen zu rechtfertigen und durchzusetzen.

Die Prinzessin in der co-abhängigen Rolle: Die goldene Kugel, die in den Brunnen fällt, steht für den Verlust der unbeschwerten Kindheit. Das Angebot des Frosches, die Kugel zu bergen, stellt nur scheinbar den glücklichen Kindzustand von zuvor wieder her. Die Prinzessin denkt nicht über die ungünstigen Folgen des Kuhhandels mit dem Frosch nach: Kurzfristig werden zwar (mit dem Erwachsenwerden verbundene) Gefühle der Angst und Trauer beruhigt, langfristig indes bezahlt sie mit der Selbstaufgabe. Als Kind und Prinzessin muss sie sich den Geboten des Vaters bzw. Königs unterordnen, gleichgültig, wie widersinnig diese in der Situation sind. So unterdrückt sie anfangs ihre Gefühle der Abscheu gegenüber dem Frosch und des Ärgers gegenüber dem Vater und gehorcht, um den Schein der glücklichen Prinzessin-Welt aufrechtzuerhalten.

Fazit: Was lernen wir daraus? Allegorisch muss der Frosch an die Wand. Er ist zu werfen, nicht zu küssen, um die tragische, abhängige Situation zu überwinden. Es benötigt eine gehörige Portion gesunden Ärgers, um einerseits das autoritäre Gebot des Vaters und andererseits den Widerwillen vor dem abscheulichen Frosch zu überwinden und selbstbewusst zur Tat zur schreiten. Durch den wütenden und beherzten Froschwurf wird die Prinzessin zur erwachsenen, selbstbestimmten Frau.

Bei leichten Fällen der Verstrickung reicht gewöhnlich - im übertragenen Sinn - ein beherzter Froschwurf, im Fall komplexer Co-Abhängigkeit muss der Frosch vielfach an die Wand. Der eine oder andere Frosch überlebt diese Behandlung nicht. Im übertragenen Sinn bleibt dann entweder alles beim Alten oder es kommt zur befreienden Trennung. Die Frösche, die die schmerzhaften Würfe an die Wand überstehen, verwandeln sich zumeist in echte Königssöhne. Doch falsche Hoffnung soll hier nicht erzeugt werden. Was möchte ich Ihnen vermitteln? Es gibt nicht den großen Sprung in die Glückseligkeit. Schritt für Schritt ist der verschlungene Weg aus dem Labyrinth der Verstrickungen heraus in die Freiheit eines selbstbestimmten Lebens zu suchen.

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Sina Gruber, eine junge Künstlerin und Studentin der Psychologie aus Kassel, hat die Illustrationen von Prinzessin & Frosch geschaffen, die diese Website zieren. Die 23 Werke entstanden 2013 auf Grundlage des Manuskriptentwurfs zum Ratgeber "Ich will mein Leben zurück!" Sie erzählen von Dreierlei: 1. der leidvollen, verstrickten Lebenssituation der Angehörigen, 2. dem Prozess, sich abzugrenzen, Abstand zu nehmen und loslassen und 3. der Selbstzuwendung und Rückeroberung des eigenen Lebens. Die meisten Illustrationen sind allgemein zur Angehörigenproblematik, einige sind speziell zur Kinderproblematik. Wenn Sie auf das obere Bild klicken, kommen Sie zu einer Auswahl an Illustrationen zur Angehörigenproblematik, und über einen Klick auf das untere Bild können Sie vier Bilder zur Kinderthematik einsehen.

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Bilder sagen häufig mehr als viele Worte. Ich nutze die Illustrationen gerne, um Vorträge zur Angehörigenthematik zu hintermalen oder um einen heilsamen Impuls in der Psychotherapie zu setzen. Im Herbst 2015 wurde eine Serie an Illustrationen im Rahmen der Aktionstage "Sucht hat immer eine Geschichte" in der Stadtbibliothek Gütersloh ausgestellt. Die Ausstellung trug den naheliegenden Titel: "Angehörige haben auch eine Geschichte!"

Sie dürfen gerne die Illustrationen herunterladen und sie für Ihre präventiven oder therapeutischen Zwecke nutzen. Die Auflösung reicht für Präsentationen oder Bildentwicklung aus. Sollten Sie für Ihr Anliegen höher aufgelöste Bilder benötigen, kontaktieren Sie mich gerne.

meditierende prinzessin